Fantasy-Buch Hanthun-Thar der Völkersammelplanet
Die Reise nach Engolahn-Rogh von Ute Neumann


Im Fantasy-Roman "Hanthun-Thar der Völkersammen-Planet. Die Reise nach Engolahn-Rogh" erzählt Ute Neumann eine Geschichte, die ohne Elfen, Trolle und Zwerge auskommt.
In der Mehrzahl der klassischen und modernen Fantasy-Romane spielen mythische Wesen und Völker eine Rolle, die Vorbilder in Sagen und Märchen haben, etwa Drachen, Zwerge und Elfen. Ute Neumann hat in ihrem ersten Fantasy-Buch, „Hanthun-Thar der Völkersammen-Planet. Die Reise nach Engolahn-Rogh“, versucht, sich von solchen Vorbildern zu lösen. An ihre Stelle setzt sie Menschen, Tiere und Rassen, die ihrer eigenen Fantasie entsprungen sind. Das hebt diesen Roman von anderen Fantasy-Werken ab, macht ihn aber auch schwer zugänglich, da sich der Leser immer wieder mit Neuem und Fremdem konfrontiert sieht. [...]

Jörn Käsebier
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UTE NEUMANN "Hanthun-Thar der Völkersammel-Planet -
Die Reise nach Engolahn-Rogh" Triga


Ein unglaublicher Titel und ein Klapptext mit Verwirrpotential. Es gab schon schlechtere Ausgangsbedingungen, aber ich persönlich bin immer etwas skeptisch, wenn es um Fantasy aus "kleinen" Familien-Verlagen geht, dabei ist der hessische Verlag nicht ganz frei von fantastischer Literatur und sicher eine paar Minuten des Stöberns wert.
So sperrig der Titel auch ist, sagt er doch wenig aus, über den eigentlichen Inhalt. Eine Reise wird es geben, das stimmt, doch warum "Völkersammel-Planet"? Vielleicht eine interkulturelle große Kommune? Was macht diesen Umstand erwähnenswert? Wir erfahren es noch nicht und es ist auch gar nicht so schlimm, im Dunkeln zu wandeln, wenn man weiß, dass noch ein paar Teile der Geschichte folgen werden und der erste Teil doch überraschend gut ist.
Zwei Schicksale legen sich aneinander, das von Ilis, einer Bauerntochter, mit eigenen Vorstellungen von der Welt, einem verborgenen Schicksal, wie es für fantastische Literatur so üblich ist, vielen verborgenen Talenten, Mut und etwas Naivität und das der Gruppe um Keldar, die Menschen sind auf dem Planeten gestrandet und sofort in die kämpfende Sklavenwelt der Thun-da-Engol überführt worden. Das Schicksal führt sie zusammen und es beginnt ein Weg zu den eigenen Wurzeln.
Ute Neumann beginnt ihren Roman etwas schleppend, denn die ersten 50 - 70 Seiten ziehen sich, doch dann kann der Roman mit vielen des Genres mithalten und entwickelt seine Stärken. Die Sprache liest sich flüssig, auch wenn es einzelne Einsprengsel gibt, die nicht so ganz passen, da sie zu modern für den Grundton der Geschichte sind, doch das ist nur eine Randnotiz und stört nicht wirklich. Vieles baut die Autorin auf, um es sicher später wieder aufgreifen zu können und baut somit einen spannenden Bogen zu den Fortsetzungen.
Ein Roman, der sich zwar auch nicht frei von klassischen Elementen der Fantasie bewegt, so sind die Thun-da-Hanruhn elbenähnliche Geschöpfe, die Thun-da-Engol weisen Parallelen zu den Orks auf und die Menschen, die Thun-da-Araghennadhukh, stehen dazwischen, doch die Eigenständigkeiten machen Spaß beim Lesen. Ute Neumann zeichnet ein klassisches Bild zwischen dem vermeintlich Gutem und dem Bösen dieser Welt, mit scharfen Einsprengseln einer durchaus gelungenen Gesellschaftskritik, die innerhalb des Romans stimmig aufgebaut ist. Prunksucht und Herrschaft, Machtspiele und Kämpfe, unterdrückte Sklaven und rettende Protagonisten, die zu Weilen mit List agieren und zum anderen nicht zurückscheuen, das Schwert gegen die Barbarei zu erheben.
Doch der Einzelne muss erst lernen, sich aus seiner Unmündigkeit zu befreien. "Die Reise nach Engolahn-Rogh" ist eine packend erzählte Rettungsgeschichte, mit akribischen Detailbeschreibungen, die sicher nicht allen schmecken werden, aber der Geschichte nicht abträglich sind, offenen Fragen (so erfährt man nicht wirklich, warum Aila entführt wurde), die auffordern, die nächsten Teile unbedingt zu lesen. Eine guter Beweis dafür, dass es sich immer lohnt, auch in den Sortimenten der kleineren Verlage zu stöbern, denn viel Gutes wurde sicher schon geschrieben, doch was bringt es, wenn keiner es mitbekommt.
Glossar und Karten sowie eine gute Buchaufarbeitung runden den ersten Kontakt mit dem Völkersammel-Planeten Hanthun-Thar ab.

Taschenbuch, 525 Seiten, 14,90 Euro
Markus Mirschel
Rezensent beim Magazin Multimania, No 23, 01/2009, Feb/Mrz



Hanthun-Thar - der Völkersammelplanet -
Die Reise nach Engolahn Rogh


Ein Märchen aus einer anderen Welt

Hanthun-Thar, ein Planet in den unendlichen Weiten des Universums. Hier lebt Ili auf einem kleinen Bauernhof, bis dieser eines Tages von Kriegern des Volkes der Engol angegriffen wird. Ili kann fliehen, doch die Feinde verfolgen sie. Nur dem beherzten Eingreifen dreier entflohener Gladiatorenkämpfer verdankt sie ihr Leben. Sie schließt sich deren Reise in das Land der Engol an, in der Hoffnung, dort ihren Stiefvater zu finden. Mannigfache Gefahren erwarten sie auf ihrer Wanderung durch Gebirge, Hochmoore, Wälder und Ortschaften. Durch eine Intrige wird Ili gezwungen, ihre abenteuerliche Reise alleine fortzusetzen. Als sie einige Zeit später Keldar und Borim – zwei ihrer Retter – wieder begegnet, muss sie erfahren: Das Leben der beiden ist in großer Gefahr. Wird es ihr gelingen, die Freunde zu befreien oder ist ihr sorgfältig ausgearbeiteter Plan in letzter Sekunde zum Scheitern verurteilt?

Soweit zum Klappentext, obwohl dieser nicht ganz stimmt. Denn nicht eine Intrige zwingt Ili, ihre Reise allein fortzusetzen, vielmehr hat sie sich das ihren Lügengespinsten zuzuschreiben. Das mag daran liegen, dass Ili doch noch relativ naiv ist, wohl weil sie ihren Bauernhof bis zu diesem Abenteuer eigentlich noch nie verlassen hat. So lernt sie erst mit der Zeit, ihren Freunden zu vertrauen. Dem gegenüber steht ihr Heldenmut, der ihr hilft, schier unlösbare Situationen zu meistern und eine Art Lebensklugheit, damit umzugehen. Ein weiterer Protagonist ist Keldar. Wir erfahren im Laufe des Buches doch recht wenig über diese sehr verschlossene, weitblickende Führerpersönlichkeit. Obwohl seine Rolle eine Art „Jean Luce Picard“ ist, dem die Fähigkeit anhaftet, sich in fast jeder Situation richtig zu verhalten, ist auch er nur ein Mensch und lässt sich teilweise von seinen Gefühlen beeinflussen.

Ute Neumann zeigt uns nicht nur eine Welt der Herrscher und Reichen, in der Ilis Stiefvater lebt, sondern auch die der Unterdrückten und Versklavten. In einer Märchenwelt, in der Gut und Böse miteinander kämpfen, das Gute jedoch fast zwangsläufig siegt, begegnet Ili dem „Herrscher der Welt“. Dieser Gulukh-da-Gahn, der mit dem Leben seiner Untergebenen spielt, ist jedoch naiv genug, sich von Ili bezirzen zu lassen und diese trotz ihrer Naivität clever genug, ihn für sich einzunehmen. Merkwürdig ist, dass dieser Herrscher auf ein Klischee hereinfällt und Ili ihm über viele Abende hin Kopfschmerzen vortäuschen kann, um des Nachts in den Geheimgängen herumgeistern zu können, und dass dies nie jemandem auffällt. Ein Märchen halt.

Auch geschehen einige Dinge, die noch keinen rechten Sinn ergeben wie z.B. die Rettung eines Wasserwesens, welche auch noch unbemerkt bleibt. Da dürfen wir also auf die Fortsetzung gespannt sein. Ein paar Worte zum Verlag

Verlegt hat dieses Buch der Triga-Verlag, vielleicht bekannt durch seine Sach- und Fachbücher. Es ist lobenswert, wenn sich ein solcher Verlag auch der Herausgabe von Erstlingswerken neuer Autorinnen und Autoren widmet. Ein Tipp sei hier jedoch angemerkt: Bitte verwendet leichteres Papier! Dieses 500-Seiten-Buch ist unverhältnismäßig schwer und unhandlich und lässt sich fast nur am Tisch sitzend wirklich gut lesen. Obwohl ich es als Frevel erachte, Buchrücken eine Lesefalte zu verpassen, habe ich dies hier ein ums andere Mal versucht, um mir das Lesen zu erleichtern – kein leichtes Unterfangen…

Und ein Tipp an die Autorin: Manchmal ist weniger mehr. Die Fantasie der Autorin scheint keine Grenzen zu kennen. So kann sie sich jedes kleinste Detail so genau vorstellen, dass sie es ihren Lesern auch mitteilen möchte. Vor allem der erste Teil des Buches besteht aus seitenlangen Beschreibungen, die manchmal etwas ermüden, weil sie der Spannung nicht förderlich sind. Außerdem nehmen sie dem Leser die Möglichkeit der eigenen Vorstellungskraft. Während gerade Örtlichkeiten bis ins Kleinste beschrieben sind, bleibt eigentlich noch offen, was genau der Gulukh-da-Gahn mit Aila, der Hanruhn und dann Ili vor hat, was genau seine Pläne mit seinen „Schöpfungen“ sind. Somit lässt das Buch noch einige Fragen offen.

Dieses Märchen auf einem fremden Planeten ist in der Fantasy-Welt einmal erfrischend anders. Mal keine Drachen und Elfen, dafür verschiedene Völker auf einem Planeten, Geschöpfe, die teilweise erschaffen wurden, ohne dass von Magie die Rede war.

Der Schreibstil ist einfach und verständlich und dennoch anspruchsvoll, so dass dieses Buch auch von Jugendlichen gelesen werden kann.

Elke Röhrig
Rezensentin bei www.phantastik-couch.de